19 Lateinschüler*innen des Ulrichsgymnasiums nahmen 2022/23 am Lateinwettbewerb "Rerum Antiquarum Certamen" teil - darunter auch Landessieger und Stipendiat Jannis Wietjes

 

Schulinterner RAC-Festakt: Herr Grätz, Keno von der Hülls, Kalle Helmer, Theelko Janssen, Laura Becker, Marco Gerken, Lukas Eilers, Hauke Hoofdmann, Frau Pahlow

Am 04. November 2022 stellten sich 19 Lateinschüler*innen des 12. und 13. Jahrgangs einer ganz besonderen Herausforderung: Sie schrieben eine vierstündige anspruchsvolle Lateinklausur zu einem ihnen unbekannten Autor, Sallust. Diese stellte die erste Phase des Lateinwettbewerbs "Rerum Antiquarum Certamen" dar, der alle zwei Jahre von dem niedersächsischen Altphilologenverband ausgelobt wird. Preis ist ein begehrtes Stipendium der "Studienstiftung des Deutschen Volkes".

Sechs Schüler*innen gelang es, sich mit der Klausur für die zweite Phase des Wettbewerbs zu qualifizieren: der Abfassung einer wissenschaftlichen Hausarbeit, in deren Mittelpunkt die Übersetzung und textkritische Analyse eines längeren lateinischen Textes steht. Im Januar 2023, also fünf Wochen vor dem Bearbeitungsbeginn der Facharbeiten, begannen Laura Becker, Kalle Helmer, Hauke Hoofdmann, Jannis Wietjes, Felix Wüstefeld und Eva Lotta Zietz mit der Ausarbeitung ihrer Themen, die sie sich aus einer Liste mit vorgegebenen Themen auswählen konnten.

Einem komplexen Thema widmete sich Eva Lotta Zietz in ihrer Hausarbeit; sie untersuchte einen Auszug aus Vergils berühmter Aeneis auf überzeitliche Motivationen für Menschen, Kriege zu beginnen. Diese übertrug sie in die Gegenwart, indem sie die Ursachen für verschiedenen Phasen des Nahostkonflikts analysierte. Mit Konflikten ganz anderer Art setzten sich Hauke Hoofdmann (Zweiter von rechts) und Felix Wüstefeld auseinander: Sie übersetzten einen Brief von Plinius, in dem er sich kritisch mit der antiken Fankultur bei Wagenrennen befasste. Dies nahmen sie zum Anlass, moderne Ausprägungen von Fankulturen im Sport, z.B. in den Social Media oder auch in der Hooliganszene zu beleuchten. Dabei gingen sie auch der zeitlos relevanten Frage nach, wie sich das Verhalten des Menschen in Menschenmassen verändern kann. Dagegen wandte sich Laura Becker (vorne in der Mitte) vier Liebesgedichten des Catull und Tibull zu und leitete aus ihnen grundsätzliche Aussagen über das Verhältnis der Römer zur Homosexualität ab. Überzeugend legte sie dabei römische Rollenbilder in römischen Sexualitätskonzepten dar und kontrastierte diese mit "modernen" Vorstellungen. Nicht nur seine Sprach- und Analysekompetenz, sondern auch ein feines Gespür für juristische Problemstellungen bewies Kalle Helmer (Dritter von links) in seiner Untersuchung der strafrechtlichen Relevanz von Apolls liebestoller Jagd auf die Nymphe Daphne und ihrer anschließenden rettenden Verwandlung in einen Lorbeerbaum. Hätten die mythologischen Frauenfiguren von den in der Hausarbeit dargelegten juristischen Möglichkeiten Kenntnis gehabt, so wäre eine "Et ego!"-Bewegung die logische Konsequenz gewesen. Schade eigentlich: Ovid hätte auch davon vortrefflich zu berichten gewusst!

Stipendiaten Justus Gieseler (links), Jannis Wietjes (rechts)Stipendiaten mit Frau Lantieri, NAV-Vorsitzende

Welche bildliche Gestalt die Fama, das personifizierte Gerücht, in der Vorstellungswelt der Römer gehabt hat, hat Jannis Wietjes (rechts im Photo) in seiner Hausarbeit anhand eines Textauszug aus Vergils Aeneis dargelegt. Er stellte sich dabei nicht nur die Frage, welche Wirkungskraft das Gerücht für den Handlungsverlauf der Aeneis hat und auch heute in der Gestalt von Fake News haben kann, sondern setzte sich auch mit der Rezeption der literarischen Darstellung der Fama bei Vergil in den bildenden Künsten und der Musik auseinander. Höhepunkt seiner Hausarbeit war die Schaffung einer eigenen künstlerischen Interpretation der Textstelle in Form einer beeindruckenden Klavierkomposition.

Aufgrund dieser ausgezeichneten Leistung wurde er zusammen mit elf weiteren Schüler*innen aus ganz Niedersachsen zum Abschlusskolloquium nach Loccum eingeladen. Ebenso wie  Justus Gieseler vom Copernicus-Gymnasium Löningen (auf dem Photo links) überzeugte er die Jury: Er ist einer von zwei Landessiegern des renommierten RAC und damit schon jetzt Stipendiat der Begabtenförderung "Studienstiftung des deutschen Volkes".

 

Wir gratulieren Jannis Wietjes zu seinem herausragenden Erfolg und allen Teilnehmer*innen des Ulrichsgymnasiums Norden am "Rerum Antiquarum Certamen" zu ihren besonderen Leistungen!

 

 

Pa