Klima- und Umweltschutz sind Themen, die unsere und zukünftige Generationen mehr denn je beschäftigen. Auch in Norden wird versucht, Konzepte zu generieren und umzusetzen, die für ein grüneres Stadtimage sorgen sollen.
Die Schülerinnen und Schüler des Ulrichsgymnasiums haben in einer Projektwoche an verschiedenen Ideen gearbeitet, auf deren Umsetzung sie hoffen.
In dem durch LEADER geförderten Kooperationsprojekt „Jugend gestaltet Zukunft in Nord-West-Niedersachsen“ wurden verschiedene Nachhaltigkeitsthemen aufgearbeitet und Konzepte zur praktischen Umsetzung entworfen. „Es ist das elfte Mal, dass ein Projekt dieser Art an einer Schule durchgeführt wird“, sagt Dr. Oliver Winzer, Projektleiter im Auftrag der Leibniz Universität Hannover.
Da trifft es sich, dass der elfte Jahrgang seine Ergebnisse dem Bürgermeister der Stadt Norden Florian Eiben (SPD), der Klimabeauftragtin Irma Kracke, Ingo de Vries vom Landkreis Aurich, Sebastian Smolinski und Onno K. Gent vom Nationalpark Wattenmeer präsentieren konnte.
Viele der vorgestellten Projekte drehen sich um die Verbesserung der Nachhaltigkeit im Schulalltag: Grünere Klassenzimmer, bei denen Saatgut und luftfördernde Pflanzen in den Klassenräumen verteilt werden, ein besseres Recyclingverhalten der Schule oder mögliche Energiesparmaßnahmen im Schulbetrieb.
Auch ein Kleidungsrecyclingssystem wurde vorgestellt: „Viele lassen ihre Kleidung im Schrank verstauben oder werfen sie weg, wenn sie ihnen nicht mehr so gefällt. Dabei kann man kleinere Schäden an der Kleidung besser reparieren, als diese direkt wegzuschmeißen“, so ein Schüler. Von diesem Projekt zeigte sich Bürgermeister Eiben besonders begeistert: „Man könnte es auch als eine Art Tauschbörse einrichten, das hat an anderer Stelle bereits gut geklappt.“
Vorschläge gehen über die Schule hinaus
Aber es sind auch Ideen vorgestellt worden, die für die Öffentlichkeit interessant sein können: So haben sich zwei der Schülergruppen mit Ernährung beschäftigt. Als Ideen sind ein Kochbuch mit nachhaltigen Rezepten entstanden, welches in digitaler Form auf der Webseite der Schule erscheinen soll, und ein Stickersystem für den Lebensmittelhandel. Die Aufkleber sollen auf regionale Produktionen und auf die Höhe des CO2-Fußabdruckes, welcher angibt, wie viel Kohlenstoffdioxid durch die Produktion der Ware entstanden ist, hinweisen. Dies wird bereits in einem Pilotprojekt mit dem Edeka-Center Götz getestet.
Für den elften Jahrgang spielt die Mobilität in der Stadt Norden eine große Rolle und wie diese sich entwickeln soll. Daher sind mehrere Vorschläge zur Verkehrsveränderung vorgebracht worden. So offeriert eine Gruppe die Einführung eines Rabattes im ÖPNV. Bürger, die häufiger mit dem Bus fahren und auf die Fahrt mit dem Auto verzichten, sollten ihrer Meinung nach die Busfahrscheine günstiger bekommen. Ingo de Vries schlug zur Umsetzung vor: „Man kann sich ja an dem Energie-Euro-Heft der Stadtwerke orientieren, eventuell ginge so was für Karteninhaber der Busunternehmen.“
E-Mobilität ist den Jugendlichen wichtig
Im Bereich der elektrischen Mobilität setzen die Jugendlichen auf Aufklärung, E-Bikes und Ladesäulen. Diese Themen überschneiden sich mit dem Konzept „Mobilität Stadt Norden 2035“, dessen Neuaufstellung vor Kurzem in einem Ausschuss der Stadt präsentiert wurde, in ihrer grundlegenden Idee. Denn, genau wie die Schüler des Gymnasiums, ist auch die Mobilitätswerk GmbH der Ansicht, dass das Fahrrad und die Elektrisierung des Verkehrs in Norden Potenzial hat. So wurde unter anderem von Schülergruppen vorgeschlagen, ein „Ladehub“ an der Bundesstraße B72 zu errichten, an dem sich beteiligt werden kann, für einen vergünstigten Lade-Preis. Auch sind Flyer zur Aufklärung über Mythen des Elektroverkehrs geplant. „Viele unserer Lehrer haben Vorurteile oder sehr veraltete Ansichten, was E-Autos angeht. Das muss sich ändern“, so ein Schüler während der Präsentation. Es wurde auch darauf hingewiesen, dass der Bau von Ladesäulen und die Anschaffung von E-Autos einen Teufelskreis bilden würden: „Ohne Säulen holt sich niemand ein E-Auto und ohne weitere E-Autos werden keine neuen Ladesäulen gebaut.“
Die Politik zeigte sich begeistert von den Ideen, die ihnen präsentiert wurden. „Das gibt mir viele Ideen für meine Arbeit“, sagte die Klimabeauftragte der Stadt Norden Irma Kracke. Sie betont, dass die Jugendlichen jederzeit mit Ideen zu ihr kommen können.
Eine Projektwoche „Nachhaltige Entwicklung“ ist vor den Sommerferien geplant, spätestens dann sollen Pilotprojekte zu den Ideenkonzepten durchgeführt werden. „Man muss jetzt nur hoffen, dass die Ideenpflänzchen bis dahin nicht vertrocknen“, kommentiert Bürgermeister Eiben. Dr. Oliver Winzer, als Projektleiter der Aktion, ist zuversichtlich, dass dies nicht der Fall sein wird: „Wir haben in Norden gute Grundlagen zur Umsetzung der Ideen.“
Entnommen aus dem Ostfriesischen Kurier vom 26.09.2022, Seite 4. Text, Foto: Merlin Klinke
Videofilm von Oliver Winzer zum LEADER-Projekt am UGN: