Ulrichsgymnasium wird Teil eines bundesweiten Netzwerks - Ziele: Aufklärung und Wertevermittlung

Die Schüler und Schülerinnen sowie Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Ulrichsgymnasiums in Norden haben sich entschieden: Die Schule soll Teil des Bundesnetzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule für Courage“ werden. Das zeigte kürzlich eine Abstimmung in der Schülerschaft und Belegschaft. Die Abstimmung zeigt dabei nicht nur den Wunsch der meisten, sie ist auch eine Voraussetzung für die Aufnahme in das Netzwerk.

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Die Mitglieder der AG "Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage" zählen die Stimmen aus.

Insgesamt beteiligten sich 87 Prozent der rund 1230 Schüler und Schülerinnen sowie der gut 150 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen der Schule an der Wahl. 81,6 Prozent stimmten für den Beitritt der Schule zum Netzwerk. Für die Aktiven der Arbeitsgemeinschaft (AG) „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ ist damit nach drei Jahren Planung und Arbeit ein wichtiges Ziel erreicht: „Die Schule bekommt eine Urkunde und ein offizielles Siegel“, erklärt Mohammad Ahmad, Schüler des 13. Jahrgangs der Schule und von Anfang an Mitglied der AG. „Aber darum geht es uns nicht. Wir wollen wirklich was verändern. Dazu gehört es auch, andere Schüler zu den Themen Rassismus, Diskriminierung und Demokratie aufzuklären.“

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Ein Schüler trägt passend zum Thema des Projekttags einen ausdrucksstarken Hoodie.

Da alle Schüler und Schülerinnen verstehen sollten, worum es bei dem Projekt genau geht, um mündig abstimmen zu können, fand an der Schule kurz vor der Wahl in der vergangenen Woche ein „Demokratie-Tag“ statt. Um die Corona-Maßnahmen dabei einhalten zu können, erfolgte dieser innerhalb der Klassenverbände im Rahmen der Unterrichtsstunden. Ziel war es dabei, inhaltlich die Themen Rassismus, Diskriminierung und Demokratie abzudecken. So sprachen die Schüler und Schülerinnen unter anderem über Definitionen von Rassismus oder über rassistische Vorfälle und Verbrechen, beispielsweise den Fall George Floyd. In Rollenspielen schlüpften die Teilnehmer in die Rollen der Täter wie auch der Opfer. Themen in den Unterrichtsstunden waren außerdem Homo- phobie, Verschwörungstheorien und Corona-Leugner, aber auch Musik als Protestmöglichkeit. „Letztendlich ging es um die Wertevermittlung und Herstellung von Mündigkeit, damit auch die jüngeren Schüler wussten, worüber sie abstimmen sollen“, erklärt Lehrerin Silja Göldner, die gemeinsam mit ihrer Kollegin Fenna Rinke die AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ leitet. Bisher habe es noch keine offizielle Auswertung zum Demokratie-Tag gegeben, die Rückmeldungen seitens der Schüler wie auch Lehrkräfte seien aber durchweg positiv. Viele hätten bereits den Wunsch nach einer Wiederholung geäußert.
Und darum geht es auch bei dem Beitritt zum Netzwerk „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“. „Diejenigen, die mit Ja gestimmt haben, haben sich damit dazu bereit erklärt, sich aktiv gegen Rassismus und Diskriminierung einzusetzen“, sagt Ahmad mit Blick auf die Zukunft. „Dazu gehört auch die Teilnahme an weiteren Projekten. Das Interesse der Mitschüler gibt uns Rückenwind, mehr auf die Beine zu stellen.“
Die AG „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ wurde vor rund drei Jahren von sechs Schülern und Schülerinnen gegründet, die gemeinsam den Kurs Deutsch als Zweitsprache bei Fenna Rinke besuchten. Seitdem konnten zahlreiche weitere Schüler für das Anliegen gewonnen und verschiedene Projekte umgesetzt werden. Unter anderem komponierten die Schüler ein Lied, das 2019 auf dem Weihnachtskonzert der Schule aufgeführt und sowohl auf Deutsch als auch auf Arabisch verfasst wurde. Für ihr Engagement überreichte Niedersachsens Kultusminister Grant Hen- drik Tonne (SPD) den Schülern im Dezember den Friedensschülerpreis. Von 40 eingesendeten Bewerbungen schaffte es das Norder Ulrichsgymnasium mit dem Projekt „Du bist nicht allein“ auf den zweiten Platz und gewann damit 1250 Euro.
Schulleiter Wolfgang Grätz unterstützte das Projekt von Anfang an: „Ich halte das für eine wichtige Aktion. Wenn Menschen von außerhalb dazukommen, ist das immer eine Bereicherung“, sagt er im KURIER-Gespräch. „Rassismus hat an Schulen und in unserer Welt nichts zu suchen. Mit dem Beitritt zu diesem Netzwerk entscheiden wir uns bewusst und offiziell gegen Rassismus und Diskriminierung.“

-Iris Meijer-

Entnommen aus dem Ostfriesischen Kurier vom 09.02.2022, Seite 4.