NORDEN/LIS –150 bis 200 warme Mittagessen gehen täglich in der Mensa des Ulrichsgymnasiums Norden (UGN) über den Tresen. So viele, dass die Küche langsam aus allen Nähten platzt.

Denn nicht nur die UGN-Schüler nehmen das Angebot in Anspruch: Der gute Ruf des Mittagessens hat sich inzwischen so weit rumgesprochen, dass auch Eltern und Bedienstete der Stadt es in Anspruch nehmen, sich Kindergärten und Grundschulen von Dirk Dicke und seinem Team beliefern lassen.
Zehn Jahre ist er inzwischen Pächter der Mensaküche, die 2006 unter ganz anderen Voraussetzungen gebaut worden war. Damals ließen die Pächter das Essen aus der VW-Küche anliefern und wärmten es erst kurz vor der Ausgabe im Konvektomaten auf. Herdplatten oder Bratfläche wurden dafür nicht benötigt. Dicke gab dieses Konzept aber schon nach wenigen Monaten als Pächter auf und entschied sich stattdessen dafür, selbst zu kochen. Zur Verfügung stehen ihm dafür vier Ceranfelder und ein Kombidämpfer. „Wenn ich die Qualität halten will, dann brauche ich mehr Platz“, sagte der gelernte Koch im KURIER-Gespräch.
Und den bekommt er auch. In den Sommerferien rücken die Handwerker an und vergrößern Küche und Ausgabe der Mensa. „Die Ausschreibungen gehen jetzt raus“, sagte Landkreissprecher Rainer Müller- Gummels. Alleine die Baumaßnahmen kosten den Kreis rund 300 000 Euro. Die Ausstattung ist darin noch nicht enthalten. Und die ist es, worauf sich Dicke besonders freut. Denn neben mehr Platz und Bewegungsfreiheit bekommt er auch einen 70-Liter-Kochkessel sowie eine Kipppfanne plus zusätzlich vier Kochfelder. „Aktuell passen auf die Kochfelder zwei große Töpfe, mehr geht nicht“, so Dicke. Bedenkt man, dass er wöchentlich rund 800 Schüler mit Essen versorgt, ist das nicht besonders viel Platz.
Bereits um 6 Uhr morgens steht er in der Küche. Ab 7.30 Uhr öffnet er die Jalousien der Essensausgabe. Allerdings ist er nicht allein. Sieben Mitarbeiterinnen unterstützen ihn bei seiner Tätigkeit. Denn nicht erst um 12.15 Uhr, wenn die Mittagszeit anbricht, herrscht in der Mensa Hochbetrieb. Auch in den Unterrichtspausen am Vormittag sind belegte Brötchen, Pizzastücke und Süßkram sowie Getränke gefragt. „Und wir sind hier auch von der Bonpflicht betroffen“, so Dicke. 50 Meter Bon gingen dabei an einem Tag locker drauf. Denn selbst für Donut oder Schokoriegel muss ein Kassenbon gedruckt werden.



Allerdings hatte Dicke nicht von Anfang an so viel zu tun wie heute. „Es hat gut eineinviertel Jahre gedauert, bis der Knoten bei den Schülern geplatzt ist“, erinnert sich der Koch. Das Essen seiner Vorgänger, die dieMensa von 2006 bis 2010 gepachtet hatten, sei bei den Schülern nicht gut angekommen, weiß der heutige Küchenbetreiber.
Dabei steckte schon damals ein Konzept dahinter, das sich die Schule im Vorfeld überlegt hatte. Gesund sollte es sein, möglichst wenig kosten und noch dazu frisch sein. „Im Schuljahr 2005/2006 sind wir Ganztagsschule geworden“, sagte Schulleiter Wolfgang Grätz. Zunächst habe man deshalb eine kleine Kantine in einem Klassenraum eingerichtet. Doch auf mehr als 25 Essen kam man seinerzeit nicht, erinnert sich der Schulleiter.
Dafür sei man damals sehr schnell mit den Förderanträgen für einen Mensabau gewesen, was der Schule schließlich eine 90-prozentige Förderung einbrachte. Es entstand ein Mehrzweckraum, der ohne Tische und voll bestuhlt bis 800 Sitzplätze bietet, „was aber inzwischen für unsere Abi-Entlassungsfeiern auch nicht mehr reicht“, so Grätz. Trotz der intensiven Nutzung der Räumlichkeiten seit 14 Jahren „ist bis heute nichts gravierendes kaputt gegangen“, so der Oberstudienrat.
Dass nun aber dennoch Hand angelegt werden muss, ist einzig und allein der steigenden Nachfrage nach dem Mittagsangebot geschuldet. „Seit 2013 ist der Zuspruch stetig gewachsen“, sagte Dicke. Nicht nur die Schüler des UGN hätten nach und nach mittags den Weg in die Mensa gefunden, inzwischen beliefert er auch die Grundschulen Lintel und Süderneuland sowie die Kindertagesstätten Nachbarschaftszentrum und das Schneckenhaus in Osteel. Damit sind die Kapazitäten auch beinahe erschöpft. „Ich darf bis zu ein Drittel an Mahlzeiten außer Haus liefern“, erklärte Dicke, die Grundlagen der EU-Zertifizierung. Dabei kommt es gelegen, dass schon ein Brötchen oder ein Donut als Mahlzeit gewertet werden. So kommen bis zu 600 Mahlzeiten am Tag zusammen. Bei allem, was Dicke anbietet, steht für ihn dabei die Qualität an erster Stelle – deshalb kann er es kaum erwarten, endlich seine neue Küche in Betrieb zu nehmen. Bis zum Sommer muss er sich allerdings noch gedulden.

Entnommen aus dem Ostfriesischen Kurier vom 18.01.2020, Seite 4.