BILDUNG Von 155 Abiturienten des Norder Ulrichsgymnasiums haben 55 eine Eins vor dem Komma – Entlassungsfeier
Gleich sechsmal ist in diesem Jahr die Bestnote 1,0 vergeben worden.

NORDEN/LÜTETSBURG/ISH – An ihrem letzten offiziellen Termin konnten sie es nicht abwarten: 155 Abiturienten des Norder Ulrichsgymnasiums (UGN) stürmten gleich mal vorab ins Festzelt, noch ehe der stellvertretende Schulleiter Jan-Uwe Voigt sie offiziell hereinbat. Dabei hatten sie sich die große Bühne, die ihnen Eltern, Lehrer und Gäste gestern in Lütetsburg boten, redlich verdient. Schulleiter Wolfgang Grätz kam aus dem Schwärmen gar nicht heraus: „Herausragend“ sagte er mehr als einmal in seiner offiziellen Rede.
Herausragend, dass 55 der 155 Abiturienten ein Abitur mit einer eins vor dem Komma erreichten, herausragend die Leistungen von Emma Funke, Amelie Hagen, Matthias Hübl, Hjordis Klinge, Tina Pfeffer und Jakob Solaro, die die Bestnote 1,0 erzielten. Herausragend die Leistungen einzelner Schüler/ Schülerinnen in bestimmten Fächern.
Herausragend aber gestern in dem feierlichen Rahmen auch einmal mehr der Beitrag der Eltern, die einmal mehr für den lockeren Part in der Mittagshitze sorgten. Und schon mal wussten, welche Berufe zukunftsweisend und derzeit gefragt sind. Ob E-Sportler, Matratzentester, Profichiller oder Spielerfrau – die Lacher hatten die verkleideten Eltern auf ihrer Seite. Sonderapplaus gab es zudem für ihre „We will rock you“-Abiturversion. Vor allem Bernd Kumstels Gitarrensolo wurde eifrig beklatscht.
Musik war ohnehin ein wesentlicher Bestandteil der Abschlussfeier – nicht verwunderlich, standen doch etliche Abiturienten vor wenigen Tagen noch für das diesjährige Musical auf der Bühne. Entsprechend sangen Darsteller noch einmal für dieses spezielle Publikum und tanzte auch eine Gruppe noch einmal in dieser Besetzung.
Schulleiter Grätz nahm die letzte der Aufführungen als Beispiel für eine der vielen guten Eigenschaften, die er dem Jahrgang zuschrieb: Emotionalität. Schon vorher hatte er die Sachkompetenz, die Leistungsbereitschaft, das tiefe Verständnis der Abiturienten für ihre jeweiligen Fächer, ihre Klugheit und ihr Engagement gewürdigt. Der Abiturdurchschnitt am UGN liege bei 2,29, sagte er mit spürbarem Stolz. Und nannte Vergleichszahlen: Alle Bundesländer zusammen hätten einen Schnitt von 2,31, in Niedersachsen habe er in den letzten beiden Jahren bei 2,57 gelegen.
Zugleich mahnte Grätz den Jahrgang aber, auch künftig auf seriöse Informationsquellen zu achten, sich nicht auf einfache Parolen und Sprücheklopfer einzulassen. „Je größer die Bildung, desto sicherer fällt die Entscheidung für wahr oder falsch“, sagte er, aber es sei auch schwieriger geworden, Wahres von Falschem zu unterscheiden. In diesem Zusammenhang nannte er auch den amerikanischen Präsidenten als Beispiel für jemand, der offensichtlichen Zusammenhängen offenbar nicht folgen könne oder zum Erhalt des eigenen Vorteils, seiner Ideologie oder seines Glaubens lüge.
Grätz nutzte die Feier auch, um noch einmal an den kürzlich verstorbenen Dieter Schlag zu erinnern, der sich sehr für die Schule eingesetzt und die 450-Jahr-Feier 2017 organisiert hatte.
Als stellvertretender Bürgermeister gab Volker Glumm den Schulabgängern mit auf den Weg, sich immer eigene Ziele zu setzen, Initiative zu zeigen und aktiv zu sein. Hjordis Klinge sprach als Vertreterin der Abiturienten einen Satz aus, den mancher vielleicht erst glaubte, als er sein Zeugnis in der Hand hielt: „Das Abi ist kein Märchen mehr, sondern heute wahr geworden.“
Klaas Rah war es vorbehalten, mit spaßigen und schlagfertigen Beiträgen durch das Programm zu führen. Und dankte wie Grätz insbesondere Jan-Uwe Voigt. Der stellvertretende Schulleiter geht in den Ruhestand. Voigt gab sich sichtlich gerührt, weil auch Grätz seine besonnene Art, seine Verlässlichkeit und seinen Einsatz nachdrücklich gelobt hatte. Also ward ihm auch verziehen, dass der Auricher mehr als einmal das Ulrichsgymnasium mit dem Ulricianum verwechselt hatte.
Die offizielle Entlassungsfeier endete mit zahlreichen Ehrungen für herausragende Leistungen in einzelnen Fächern. Mehrfach ausgezeichnet wurde dabei Matthias Hübl.

Entnommen aus dem Ostfriesischen Kurier vom 29.06.2019, Seite 4.