VERANSTALTUNG Totale Begeisterung am Sonnabend auf dem Schulgelände - Fest fand Riesenanklang - Wiederholung kommt
Der Sonnabend hätte endlos dauern können. Man hatte noch so viel zu erzählen und längst noch nicht alle getroffen.

 

NORDEN/ISH – Der eine oder die andere war am Sonntagmorgen vielleicht noch etwas heiser. Hatte einen sehr langen Tag und eine entsprechend kurze Nachtruhe hinter sich... Wie oft hatte man nach links Hallo gerufen, sich rechts in irgendwelche Arme geworfen, überlegt, woher man das Gesicht auch noch kannte. Ach und dann war man durch die alte Schule gegangen: „Das alte Parkett liegt immer noch!“ Und da: „Ob die Schrammen an der Steckdose wohl noch zu sehen sind?“ Erinnerungen an gemeinsame zumeist längst vergangene Schulzeiten waren wieder wach geworden: Das Ulrichsgymnasium erlebte an diesem Sonnabend eine Feier der ganz besonderen Art: Rund 1100 Ehemalige hatten sich angesagt.

Menschenmassen auf dem Schulhof des Ulrichsgymnasiums –ein wunderbares Treffen an einem langen Sonnabend...

Und sie waren auch gekommen! Gut nicht gerade in Scharen zum Fußballspiel ihrer Ex-Kollegen gegen eine aktuelle Oberstufenauswahl. Dabei hatte das 4:4 trotz Nieselregens durchaus unterhaltsamen Charakter, zumal hier schon die ersten mehr auf der Tribüne nach links und rechts schauten statt auf den Platz. „Kenne ich die? Wer ist der?“

Der Vormittag gehörte dem Fußballspiel auf dem Jahnplatz.

Ab 14 Uhr gab es dann ein „Dauerankommen“ auf dem Schulgelände. Im Laufe des Nachmittags quoll der Schulhof fast über vor Menschen. Und doch: Man traf sich! Irgendwo, irgendwie. Überall lagen sich Leute in den Armen, hörte man von allen Seiten begeisterte Ausrufe: „Wie lange haben wir uns nicht gesehen, was machst du, wo steckst du?“ Keine Chance für niemand, sich alles zu merken. Quer in Deutschland und darüber hinaus verteilt – wer hat jetzt auch noch wo Karriere gemacht? Wer hat wie viele Kinder? Die Leute wohnen in Salzgitter oder Kiel, in München oder Hannover, bei Bonn, Aachen oder in einem Dorf nahe – wie hieß das doch gleich? Schon wieder vergessen! Wohl dem, der ausreichend Speichermedien mitgebracht hatte, um alle Adressen zu notieren. Zumeist tat es da doch der gute alte Block samt Kugelschreiber...
Dieter Schlag als Cheforganisator hatte nur ein Problem: Er drang mit keiner seiner Begrüßungsversuche durch. Die Anlage trug seine Stimme trotz intensivster Versuche nicht über den Platz. Aber egal, die Leute wussten, zu wem sie wollten, genossen die lockere Atmosphäre mit Krinthstuut und Tee, lobten allseits die Superorganisation, waren begeistert von Idee und Umsetzen des Ganzen, speisten genüsslich am Abend vom tollen Büffet und hatten allenfalls Mühe, das schwere neue Jahrbuch irgendwo sicher zu verstauen.

Ein Blick ins neue Jahrbuch der Schule.

Der Nachmittag gehörte auch den Schulführungen, und klar, da kamerst recht manche Erinnerung auf. „Weißt du noch...?“
Im Mensaraum verewigten sich die Gäste mit Hilfe von Stecknadeln. „Wo kommst Du her?“ Selma Ulrichs pinnte die Nadel an ihren künftigen Wohnort in Laos. Sie hat ihre Zelte in Bonn abgebrochenund zieht für drei Jahre gen Asien. Auch andere ehemalige Ulricianer hat es in die „weite Welt“ verschlagen. Malaysia, Kolumbien, Israel, Ägypten, Vietnam – ob jene, die da eine Nadel platziert haben, tatsächlich an diesem Tag auf dem Schulgelände waren, weiß niemand, aber das ist egal. Aber dorthin hat es Norder verschlagen. Innerhalb Deutschlands sind sie doch überwiegend in norddeutschen Gefilden geblieben. Die Regionen Hannover und Hamburg sind – neben dem Landkreis Aurich versteht sich – am Ende einigermaßen zerstochen...

Alle Besucher konnten mit Nadeln ihren Wohnort markieren.

Karl-Heinz Bakker sieht sich das alles in Ruhe an. Der Norderneyer ist wohl, geboren 1928, der Älteste, der den Weg an seine ehemalige Schule noch einmal gewagt hat. Sein Name steht im „Goldenen Buch“ des Gymnasiums unter „Reifeprüfung 1948“. Eigentlich wollte auch Friedrich Janssen noch einmal vorbeischauen. Der Norder hat 1946 sein Abitur hier abgelegt. Janssen musste dann kurzfristig passen, seine Frau Bärbel vertrat ihn auf eine Stippvisite auf dem Schulhof.
Es hätte, so kam es vielen vor, noch unendlich weiter gehen können. Immer wieder traf man Leute, mit denen man unbedingt noch reden musste. „Wie, du hast mit 40 noch mal was ganz anderes angefangen?“ „Was, du wohnst jetzt im Senegal? Was bitte, hat dich dahin verschlagen?“
Geschichten über Geschichten, die an diesem Tag (und in der Nacht) ausgetauscht wurden. Spannend. Alle! Arno Schmidt und Rudolf Gnüg vertraten die Riege der „Altehemaligen Lehrer“, dazu kamen viele, die in den letzten Jahren in Pension gegangen sind. Es war ein großes, ein wunderbares Treffen. Und selbst die Organisatoren, die das Ganze über ein Jahr lang vorbereitet hatten, waren total begeistert, wie ihre Idee mit Leben gefüllt worden war. Und natürlich kamen sofort Fragen auf: „Gibt es eine Wiederholung?“
Helmut Fischer vom Orgateam, der am Morgen das Fußballspiel gekonnt moderiert hatte, ging mit der Botschaft „in zehn Jahren wieder!“ über den Schulhof, Dieter Schlag favorisiert sogar einen Fünf-Jahres- Rhythmus. Sein Wunsch, ja seine Bedingung vorab: Der Verein der Ehemaligen brauche mehr Zulauf, erst dann könne man über eine Neuauflage in so einem Rahmen sprechen. Woran er keinen Zweifel ließ: In 50 Jahren zur 500 Jahr-Feier ist auf alle Fälle ein neues Treffen angesagt. Und dafür hat sich sogar schon eine Organisatorin gefunden: eine der vielen Schülerinnen, die geholfen hatten, sei so begeistert gewesen von der Herzlichkeit und der tollen Stimmung auf dem Schulgelände, dass sie sich spontan bereit erklärt habe, das in die Hand zu nehmen. Also dann: spätestens bis 2067.

Entnommen aus dem Ostfriesischen Kurier vom 14.08.2017, Seite 4.