Am 30. November 2016 hatte die AG "Relais de la Mémoire" einen besonderen Gast: Frau Katrin Hüttenberend vom Verein HEIMATSUCHER e.V. besuchte die Schüler/innen um ihnen die Biographien jüdischer Überlebender der Shoah nahezubringen und gleichzeitig auf diesem Weg die Arbeit der AG kennenzulernen.

Im Anschluss gaben einzelne Schüler/innen der Lehramtsstudentin Juliane Smit ein Interview über ihre Einschätzung der Arbeit der HEIMATSUCHER.
Die Idee der HEIMATSUCHER, die Lebensgeschichten jüdischer Zeitzeugen Schüler und Schülerinnen zugänglich zu machen, entstand 2010 während eines Studentenprojekts in Israel. Für ihre Examensarbeiten im Fach Kunst wollten die Studentinnen Fotos von Überlebenden der Shoah machen und erfuhren dabei, dass es diesen Menschen sehr wichtig war, dass ihre Geschichte nach ihrem Tod nicht vergessen wird. Zurück in Deutschland suchten die Studentinnen Mitstreiter für ihr Projekt: Mittlerweile sind es 103 Vereinsmitglieder und ca. 70 Ehrenamtliche, die für den Verein arbeiten, die Geschichten aufzeichnen und sie in Schulklassen und Ausstellungen als "Zweitzeugen" weitergeben. Da die AG "Relais" das gleiche Anliegen vertritt, war die Begegnung mit Frau Hüttenberend spannend. Besonders emotional verlief die Abschlussphase, in der die Schüler/innen Briefe an die noch lebenden Zeitzeugen schreiben konnten. Diese Briefe werden während des nächsten Besuchs von HEIMATSUCHERN in Israel den Empfängern überbracht. Am Ende war sich die AG einig, dass sich ein Besuch der HEIMATSUCHER auf jeden Fall lohnt und den Geschichtsunterricht über die Zeit des Nationalsozialismus enorm bereichern kann.
Im Folgenden handelt es sich um einen Text, den Frau Hüttenberend im Anschluss an den Besuch in Norden auf der Homepage des Vereins am 30. November 2016 veröffentlicht hat:

»Jede Geschichte ist immer auf’s Neue berührend!« – Zustimmendes Nicken in der Runde. Die Schüler*innen des Ulrichsgymnasiums in Norden finden heute so viele und wertschätzende Worte für unsere Überlebenden. Es ist heute eine besondere Gruppe, die ich besuchen darf. Die Schul-AG »Relais de la Memoire« (Staffellauf der Erinnerung) setzt sich regelmäßig mit Thematiken des Zweiten Weltkrieges auseinander, hat unter anderem bereits Erna de Vries kennengelernt, organisiert Gedenktage oder besucht Partnerschulen, um dem Vergessen entgegegen zu wirken. Diese Erlebnisse haben die Gruppe zusammenwachsen lassen, das merkt man sofort, aber auch die Neugierde von ihnen steckt an. Die Zeit ist eigentlich viel zu kurz, ich würde gerne viel mehr von ihren Erfahrungen erfahren. Als sie beschreiben, was sie bei den Begegnungen mit Überlebenden mitnehmen können, fühle ich mich an meine Zeit in Israel erinnert. Also erzähle ich ihnen von der Reise, von Frieda Kliger und unserer Arbeit. Auch die anderen Lebensgeschichten, die ich noch mitgebracht habe, berühren die Jugendlichen. Die am Ende entstehenden Briefe sind wunderschön geschrieben, werden den Überlebenden ganz sicher ein Lächeln ins Gesicht zaubern, es steckt einfach eine Menge Liebe darin.
Ein kleiner Einblick in die schönen Worte:
»Weißt du, ich bin stolz auf dich. Ich bin so froh darüber, dass du deine Geschichte erzählt hast, weil ich sie sonst wahrscheinlich nie kennengelernt hätte, was bedeutet hätte, dass ich nie die Möglichkeit gehabt hätte, von dir zu erzählen.«
»Bei deinem Text und bei dem Video von dir hatte ich das erste Mal das Gefühl, wirklich verstanden zu haben, was das bedeutet.«
»Ich möchte Ihnen ganz ehrlich sagen, dass Ihre Geschichte die wohl bewegenste ist, die ich je gehört habe.«
»Ich bin dankbar dafür, Ihre Geschichte erfahren zu dürfen! Sehr viele Menschen können viel von Ihnen lernen und ich denke, dass viele Menschen durch Ihre Geschichte lernen, dass die Liebe und Hoffnung stärker sind als Hass, Zorn und Wut je sein können.«
»Ich werde Ihre Geschichte weiter erzählen und sie können sich sicher sein, dass sie nie in Vergessenheit geraten werden.«
»Ich bin beeindruckt von Ihrer Stärke und Ihrem Mut…. Eine so starke Frau hat es verdient, dass ihr zugehört wird. Und genau das haben Sie jetzt geschafft.«

Der Tag im Norden endet auch besonders. Ich bekomme noch eine Stadtführung mit Café Empfehlungen und einem Besuch der Synagogen-Gedenkstelle. So geht ein schöner HEIMATSUCHERtag zu Ende und ich freue mich schon auf die nächste Klasse!

Ein Bericht von Katrin Hüttenberend entnommen aus: http://heimatsucher.de /jede-geschichte-ist-immer-aufs-neue-beruehrend/

Falls Interesse an einem Besuch besteht, findet man die wichtigsten Informationen auf der Homepage des Vereins (http://heimatsucher.de). Zudem beantworte ich Euch gern weitere Fragen und vermittele den Kontakt. Petra Drüke